Zuhause im Spiel der Wirklichkeit – Rezension von Cornelia Weishaar-Günter

ZuhauseImSpiel_Front2013_rgbFrische Impulse

James Low, in der Tradition von Chhimed Rigdzin Rinpoche, stellt uns hier wundervolle Unterweisungen vor, von denen Buddhismus-Schüler aller Schulrichtungen profitieren können. Nach einer kurzen Einführung, die uns vor allem die Tragik der Anhaftung und des Samsara als großer Einöde vor Augen führt, geht es sehr schnell in die sehr tiefgehende Praxis des Dzogchen, der „Großen Vollendung“. Eigentlich ist alles sehr einfach und doch…

„Was wir für die Wirklichkeit halten, ist eine Täuschung… Daher (ist) alles, was wir in Dharma-Büchern lesen, und alles, was wir in Dharma-Unterweisungen hören können, Methoden. Sie stellen eine Art Massage für uns dar, die hilft, die Knoten unseres Verstehens zu lösen, sodass unser Dasein fließen kann…” (S.25). James Low bringt sehr originelle Beispiele wie dieses und vermittelt uns so einen sehr lebendigen Zugang zu Themen, die wir für uns vielleicht abgehakt glaubten. Wer hätte Leerheit in der Tonglen-Praxis je als „Wiederverwertungsanlage“ (S.27) gesehen oder Karma als „Beziehung zwischen Subjekt und Objekt, mit der wir nicht umgehen können“ (S.42)?

Während der Wurzeltext sehr kraftvolle, aber uns eher allgemein bekannte Aspekte des Dzogchen – z.B. das Verweilen in der Gegenwart – ins Gedächtnis ruft, verblüfft Low durch interessante neue Perspektiven auf allgemein bekannte Dinge.

Das Buch ist sicher keine Einführung in den Buddhismus für den Neueinsteiger, aber eine große Bereicherung für all jene, die in ihrem „Alt-Hasentum“ festzusitzen drohen. Der allgemeine Eindruck ist: Hier spricht ein moderner Lehrer wirklich aus dem Herzen und aus eigener Erfahrung, ohne deshalb peinlich-persönlich zu werden. Er lässt dabei jedoch keinen Zweifel, dass der Kontakt zur lebendigen Überlieferung wesentlich ist. Die erwähnten Praktiken sollten und können nicht wirklich allein aus Büchern gelernt werden.

Der tibetische Originaltext ist natürlich eine Freude für all die Vielen, die inzwischen diese Sprache beherrschen oder üben. Buddhismus ist sehr präzis, kein Wort bleibt zufällig. Solange wir im Englischen oder Deutschen keine eindeutige Übersetzersprache haben – der Weg ist noch weit ! –, kann man sich nur wünschen, dass in Büchern nicht am Platz für das Original gespart wird. Als weiterführende Literatur nach Erwerb von Grundkenntnissen äußerst empfehlenswert!

Cornelia Weishaar-Günter

Die Besprechung wurde in Tibet und Buddhismus, Heft Nr. 108, 1/2014 veröffentlicht.

James Low: Zuhause im Spiel der Wirklichkeit. Ein Kommentar zum Dzogchen Schatztext: „Unmittelbares Aufzeigen der Buddhaschaft jenseits aller Klassifizierung“ von Nuden Dorje. Aus dem Englischen von Robert Jaroslawski. ISBN: 978-3-942380-09-6, edition khordong im WANDEL VERLAG, berlin 2012, Originaltext in Tibetisch, Übersetzung und ausführlicher Kommentar, 200 Seiten, 20,5 x 14,5 cm, Pappeinband, erschienen am 23. November 2012, 19,80€

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