Übersetzt von Jochen Lehner. Herausgegeben von Judith L.Lief
Rezension erschienen in Buddhismus heute, Ausgabe September 2019:
Chögyam Trungpas, war einer der ersten tibetischen Lehrer im Westen, der zudem nach der klassischen tibetischen Ausbildung auch noch eine akademische Ausbildung in Oxford durchlief. Seine Bücher sind unermesslich und man kann sie immer wieder lesen. Dieses Buch bildet keine Ausnahme. In einer Sammlung von Vorträgen und Essays legt Trungpa die grundlegenden Lehren Buddhas dar, weniger philosophisch, sondern bodenständig und verständlich für den Alltag geschrieben. Unterteilt ist das Buch in drei Abschnitte, wovon ersterer, die persönliche Reise, die Natur des Herzens von Buddha beschreibt – unser neugieriges und gutgelaunte „Buddha-Gen“ wie er unsere Buddha-Natur benennt. Er beschreibt den Unterschied zwischen Intellekt und Weisheit, der großen Schwierigkeit von einem zum anderen zu kommen und der vermittelnden Rolle von Mitgefühl. Er widmet sich den Grundlagen der Achtsamkeit, aber auch der Beziehung zum „spirituellen Freund“, unserem Lehrer. Im zweiten Teil, den Stadien des Pfades, zeigt sich Trungpas besondere Qualität komplexe Themen greifbar und verständlich darzustellen. Er beschreibt unser gewöhnliches neurotisches Verhalten in Samsara und dass wir unser Verlorensein, den Weg zur Freiheit nicht zu kennen, anerkennen und unser illusorisches Heimatgefühl, unsere Absicherung und Geborgenheit aufgeben müssen, wenn wir Zuflucht nehmen oder das Bodhisattwa-Gelübde ablegen wollen. Die ganze Welt wird zu unserer Heimat. Er räumt mit unserer verklärenden Faszination und beschönigenden Selbsttäuschung in Bezug auf Spiritualität auf und mahnt dazu, zu Tiefe in der spirituellen Praxis zu gelangen. Und schließlich widmet er sich detailliert der tantrischen Praxis. Zudem wird der rituelle Ablauf während der Zeremonien zur Zufluchtnahme, bei der Ablegung des Bodhisattwagelübdes und bei einer tantrischen Praxis und der Einweihung dazu detailliert erläutert. Im dritten Teil, Miteinander Leben, widmet Trungpa sich spezifischen Themen des Alltags. Auch wenn ein Kapitel wie Alkohol als Gift und Medizin in Anbetracht von Trungpas Leben etwas befremdlich scheinen mag, so kann doch jeder dieser kurzen Texte eine große Inspiration sein. Über Beziehungen zu anderen Menschen, der Begegnung mit dem Tod, dem Umgang mit Geld – für Trungpa sind Leben und Dharma keine getrennten Bereiche. Trungpa hat mit seinen zahlreichen Büchern wesentlich zum Verständnis des tibetischen Buddhismus im Westen beigetragen und dies entscheidend mitgeprägt. Auch wenn diese Vorträge und Essays schon vor einiger Zeit geschrieben wurden, haben sie an Frische und Aktualität kaum verloren.
von S. Meier
Überarbeitet Neuauflage, edition khordong im Wandel Verlag, Berlin, 2019, 316 Seiten,
2 Illustrationen, Pappeinband, 20,5×14,5cm, 400g, 22,80 €, ISBN: 978-3-942380-26-3
https://www.wandel-verlag.de/das-herz-des-buddha/
